von Özay Tarim ver.di Gewerkschaftssekretär
BDLS Mitgliedsunternehmen Deutscher Schutz- und Wachdienst und Klüh Security
Flughafen Düsseldorf: Nach EU-Audit lange Warteschlangen vor den Sicherheitskontrollen und hohe Arbeitsbelastung bei den Beschäftigten von DSW und Klüh Security!
Ursachen, Verantwortlichkeiten und notwendige Maßnahmen
Wir müssen uns gemeinsam gegen die zunehmende Arbeitsbelastung wehren und die bestehenden Missstände klar benennen – Überlastungsanzeigen sind ein wirkungsvolles Mittel, um genau das sichtbar zu machen.
Seit Ende September 2025 kommt es am Flughafen Düsseldorf vermehrt zu erheblichen Wartezeiten vor den Fluggastkontrollen. Die angespannte Lage betrifft sowohl Passagiere als auch die Beschäftigten in der Luftsicherheitskontrolle – eine Situation, die dringenden Handlungsbedarf offenbart.
Hintergrund: EU-Audit deckt Sicherheitsmängel auf
Auslöser für die derzeitigen Engpässe war eine unangekündigte Überprüfung durch eine EU-Delegation, die Ende September 2025 am Flughafen Düsseldorf durchgeführt wurde. Im Rahmen dieses EU-Audits wurden offenbar sicherheitsrelevante Mängel festgestellt, woraufhin die zuständigen Behörden umgehend verschärfte Kontrollmaßnahmen angeordnet haben.
Diese behördlich veranlassten Maßnahmen sehen insbesondere eine intensivere Kontrolle des Handgepäcks vor. Die Umsetzung dieser verschärften Vorgaben führt zwangsläufig zu längeren Kontrollprozessen und damit zu den aktuell beobachtbaren Warteschlangen. Von der EU-Überprüfung und den angeordneten Maßnahmen sind auch die Beschäftigten der Firma Klüh Security in der Personal- und Warenkontrolle unmittelbar betroffen.
Arbeitsverdichtung auch in der Personal- und Warenkontrolle: Weniger Personal trotz steigender Anforderungen
Auch in der Personal- und Warenkontrolle zeigt sich die strukturelle Überlastung. Nicht nur an den Fluggastkontrollen, sondern auch in der Personal- und Warenkontrolle (PWK) herrschen zunehmend schwierige Bedingungen. Mit Beginn der Corona-Zeit hatte der Flughafenbetreiber die Personalanforderungen in diesem Bereich deutlich reduziert – eine Maßnahme, die bis heute nicht zurückgenommen wurde.
Die Folge: Arbeitsverdichtung bei gleichzeitig steigenden Anforderungen. Denn in der PWK findet von Jahr zu Jahr eine deutlich höhere Frequentierung statt – mehr Personalbewegungen, mehr Anlieferungen, mehr Kontrollen.
Statt diese Entwicklung mit mehr Personal und struktureller Entlastung zu begleiten, wurde gespart – auf Kosten der Sicherheit und der Beschäftigten.
Wichtig: Die bestehenden Sicherheitsmängel sind nicht den Beschäftigten anzulasten!
An dieser Stelle ist es entscheidend zu betonen: Die Beschäftigten in der Luftsicherheit – sowohl bei der DSW als auch bei der Sicherheitsfirma Klüh Security – tragen keine Verantwortung für die festgestellten Mängel. Die Ursachen liegen vielmehr in strukturellen Defiziten:
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Unzureichende Schulungsbedingungen
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Schlechte Arbeitsbedingungen
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Personalmangel
Diese Faktoren sind seit Langem bekannt und wurden auch von der Beschäftigten wiederholt kritisiert. Die Verantwortung hierfür tragen nach unserer Auffassung in erster Linie die beauftragte Sicherheitsfirma DSW sowie die Bundespolizei als zuständige Aufsichtsbehörde für die Fluggastkontrollen. In der Personal- und Warenkontrolle liegt die Verantwortung bei der Sicherheitsfirma Klüh Security und dem Auftraggeber Flughafen Düsseldorf GmbH.
Bereits im September gewarnt – Bundespolizei für die Fluggastkontrollen in der Verantwortung
Bereits am 01. September 2025, also lange vor dem EU-Audit, haben wir die Bundespolizei schriftlich über die unzureichenden Schulungsbedingungen informiert. Dieses Schreiben erfolgte nach wiederholter Kritik der Beschäftigten auf mehreren Betriebsversammlungen. In ihrer telefonischen Rückmeldung verwies die Bundespolizei darauf, dass die Schulungen Aufgabe der Sicherheitsfirma DSW seien und kündigte an, das Gespräch mit dem Unternehmen zu suchen.
Bis heute – rund fünf Wochen später – liegt uns keine schriftliche, verbindliche Reaktion der Bundespolizei vor. Diese Untätigkeit und mangelnde Kommunikation werfen Fragen auf und machen deutlich, dass die derzeitigen Probleme nicht überraschend, sondern absehbar waren.
Arbeitsverdichtung und hohe Belastung mit Folgen: Hoher Krankenstand bei DSW und Klüh Security
Fakt ist: Unsere Kolleginnen und Kollegen sind einer enormen Arbeitsverdichtung und hohen Belastungen ausgesetzt. Aktuell liegt der Krankenstand bei der Sicherheitsfirma DSW bei alarmierenden 20 %, was die immense Belastung der Beschäftigten deutlich bestätigt. Statt die Situation zu verbessern, werden derzeit sogar geplante Fortbildungsstunden gestrichen, um die Personalanforderungen der Bundespolizei überhaupt erfüllen zu können. Anstatt aufgrund der festgestellten Sicherheitsmängel mehr und bessere Fortbildungen anzubieten, kürzt die Sicherheitsfirma DSW die Schulungszeiten.
Diese Entwicklung ist nicht nur kontraproduktiv, sondern gefährdet langfristig die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten. Bei der Sicherheitsfirma Klüh Security liegt der Krankenstand bei 15 Prozent. Wir möchten alle Beschäftigten ermutigen, sich gegen diese Missstände zur Wehr zu setzen – etwa durch das Einreichen einer Überlastungsanzeige beim Arbeitgeber, die wir selbstverständlich unterstützen. Nur gemeinsam können wir uns gegen die zunehmende Arbeitsverdichtung und Belastung wehren. Wenn ihr Unterstützung braucht oder Missstände melden möchtet, wendet euch bitte an eure Betriebsratsmitglieder – sie sind eure Ansprechpartner*innen vor Ort im Betrieb.
Erschreckende Personalentwicklung bei der DSW – Stoppt den Missbrauch befristeter Arbeitsverträge!
Die Personalentwicklung bei der DSW ist alarmierend. Allein in den letzten drei Jahren wurden über 600 Fachkräfte mit sicherheitsrelevantem Wissen nach Ablauf ihrer sachgrundlos befristeten Arbeitsverträge wieder vor die Tür gesetzt. Aktuell befinden sich etwa 400 Fachkräfte in der Befristungsfalle. Diese Praxis führt nicht nur zu einem dramatischen Verlust an Erfahrung und Know-how, sondern verschärft auch die Personalkrise massiv.
Genau deshalb haben wir gestern eine Mahnwache vor dem Firmengebäude von DSW abgehalten, um auf diese Missstände aufmerksam zu machen. Unsere klare Forderung lautet: Stoppt das „Hire and Fire“ und den Missbrauch mit sachgrundlos befristeten Arbeitsverträgen! Nur mit sicheren Arbeitsverhältnissen können qualifizierte Fachkräfte gehalten und die Qualität der Luftsicherheit langfristig gewährleistet werden.
Leidtragende: Beschäftigte und Fluggäste
Die aktuelle Situation belastet zwei Gruppen besonders stark:
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Die Beschäftigten, die unter erhöhtem Arbeitsdruck stehen und dennoch täglich für die Sicherheit im Luftverkehr sorgen müssen. Sie brauchen jetzt dringend mehr Entlastungspausen, um den hohen Anforderungen der verschärften Kontrollen konzentriert und zuverlässig gerecht werden zu können.
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Die Fluggäste, die mit erheblich verlängerten Wartezeiten rechnen müssen – insbesondere zu Stoßzeiten am Wochenende oder in den Ferien.
DSW bittet Flughafenbetreiber um Aushilfe an der Wannenpositionen – zu welchem Preis?
Die prekäre Personalsituation zeigt sich auch an einer aktuellen Maßnahme der Sicherheitsfirma DSW: Diese hat laut uns vorliegenden Informationen den Flughafenbetreiber gebeten, an Wochenenden im Oktober eigene Beschäftigte zur Unterstützung an der sogenannten „Wannenposition“ abzustellen.
Für einen Einsatz von 5,5 Stunden wird ein Entgelt von 280 Euro (Brutto) gezahlt – das entspricht einem Stundenlohn von rund 50 Euro (Brutto). Geld scheint kein Problem zu sein, wenn man sich alleine das Entgelt für den Einsatz des Fremdpersonals (Beschäftigte des Flughafenbetreibers sind keine qualifizierten Fachkräfte für die Luftsicherheit, sondern im diesem Fall nur Hilfskräfte) vor Augen führt. Vielmehr sollte man mehr in bessere Arbeitsbedingungen und bessere Schulungsbedingungen investieren, die eigenen Beschäftigten wertschätzen und sie für die erhöhten Arbeitsbelastungen entsprechend belohnen.
Diese Maßnahme wirft Fragen zur langfristigen Personalplanung bei DSW auf und ist ein weiteres Zeichen für die chronische Unterbesetzung in der Luftsicherheitskontrolle.
Wichtig dabei: Die sogenannte Wannenrückführposition ist keineswegs nebensächlich – im Gegenteil: Sie erfüllt eine wichtige Funktion im Arbeitsalltag der Kontrollkräfte. Hier können die Beschäftigten kurz durchatmen, die Konzentration etwas herunterfahren und körperlich entlastet werden. Wird auch dieser entlastende Teil der Tätigkeit zunehmend ausgelagert oder gestrichen, verschärft das die Belastung im Gesamtsystem weiter – zulasten der Gesundheit der Beschäftigten und letztlich auch der Sicherheit.
Unsere Forderungen
Die derzeitige Situation am Flughafen Düsseldorf darf nicht länger zu Lasten der Beschäftigten und Fluggäste ausgetragen werden. Wir fordern deshalb:
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Sofortige Verbesserung der Schulungsbedingungen
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Verlässliche Entlastungspausen für die Beschäftigten
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Ausreichend qualifiziertes Personal an allen Kontrollstellen
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Verbindliche Kommunikation und klare Verantwortungsübernahme durch die Bundespolizei
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Keine Streichung, sondern Ausweitung von Schulungsmaßnahmen
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Stopp des Missbrauchs sachgrundlos befristeter Arbeitsverträge
Die Missstände am Flughafen Düsseldorf sind das Ergebnis jahrelanger struktureller Versäumnisse – nicht das Verschulden der Beschäftigten. Es braucht jetzt schnelle und nachhaltige Lösungen bzw. Verbesserungen. Nur so kann sichergestellt werden, dass sowohl die Luftsicherheit als auch gute Arbeitsbedingungen gewährleistet sind.
Schluss mit Profitorientierung und unzumutbaren Arbeitsbedingungen in der Luftsicherheit!