von Özay Tarim ver.di Gewerkschaftssekretär
BDLS Mitgliedsunternehmen Kötter Aviation Security SE & Co. KG
Lohnverzug bei Kötter Aviation Security – Beschäftigte an den Flughäfen Dortmund und Paderborn/Lippstadt warten auf ihr Geld!
Seit dem 15.10.2025 fehlt der komplette Monatslohn für September 2025!
Gibt es überhaupt noch zuverlässige private Sicherheitsunternehmen in der Luftsicherheitsbranche?
Nach den Missständen bei der ESA Luftsicherheit GmbH, wo die gleichen Beschäftigten bereits wochenlang auf ihre pünktliche Lohnvergütung warten mussten, wiederholt sich dieses Szenario nun erneut – diesmal beim nächsten Dienstleister der Bezirksregierung Münster: Kötter Aviation Security SE & Co. KG.
Die Firma Kötter hat nach einer öffentlichen Ausschreibung den Zuschlag für zwei Aufträge an den Flughäfen Dortmund und Paderborn/Lippstadt erhalten. Auftraggeber ist die Bezirksregierung Münster, Auftragsbeginn war der 01. August 2025.
Die Aufgaben für die rund ein halbes Dutzend Beschäftigten umfassen hauptsächlich die Bestreifung des Terminals und der Außenzäune der Flughäfen Dortmund und Paderborn/Lippstadt. Bis zum Sommer 2020 wurden diese sicherheitsrelevanten Tätigkeiten noch von der Polizei durchgeführt. Seitdem vergibt die Bezirksregierung diese Aufgaben jedoch an private Sicherheitsunternehmen – mit bislang ernüchternden Ergebnissen.
Erneute Probleme mit Lohnzahlungen – Kötter verstößt gegen Tarifvertrag
Kötter ist Mitglied im Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) und damit tarifgebunden. Das bedeutet: Der tarifliche Monatslohn muss bis spätestens zum 15. des Folgemonats ausgezahlt werden.
Doch bereits im ersten Monat kam es zu Unregelmäßigkeiten: Die Lohnabrechnung für August 2025 war fehlerhaft, und es musste nachträglich korrigiert und nachgezahlt werden.
Nun folgt der nächste gravierende Vorfall: Der Monatslohn für September 2025, der bis spätestens 15. Oktober 2025 hätte gezahlt werden müssen, wurde bislang gar nicht überwiesen.
Die Beschäftigten warten seit Tagen vergeblich auf ihr Geld, werden hingehalten und vertröstet. Viele stehen nun vor finanziellen Problemen, weil sie ihre Miete und laufenden Verpflichtungen nicht mehr pünktlich bedienen können.
Ein solcher Verstoß gegen den Tarifvertrag ist inakzeptabel – insbesondere in einer sicherheitsrelevanten Branche, in der Verlässlichkeit und Verantwortungsbewusstsein entscheidend sind.
Von ESA über Agello zu Kötter – ein Muster ohne Lerneffekt
Bereits in der Vergangenheit gab es an den Flughäfen Dortmund und Paderborn massive Schwierigkeiten mit den von der Bezirksregierung Münster beauftragten Sicherheitsfirmen.
Bis Sommer 2020 hatte die Polizei die Streifengänge auf dem Flughafengelände und im Terminal übernommen. Danach wurde die Aufgabe erstmals an ein privates Sicherheitsunternehmen vergeben – an die ESA Luftsicherheit GmbH.
Diese zeigte sich jedoch chronisch unzuverlässig: Immer wieder kam es zu Lohnverzögerungen, und viele Beschäftigte mussten wochenlang auf ihre Vergütung warten. Ende 2024 kam dann das, was viele befürchtet hatten – die Insolvenz der ESA.
Im Anschluss gab es eine zweimonatige Übergangsphase, in der die Beschäftigten nicht eingesetzt wurden. Ab März 2025 übernahm dann Agello Aviation in einer Interimslösung bis Ende Juli 2025. Nach einer erneuten Ausschreibung erhielt schließlich Kötter Aviation Security den Auftrag – offenbar, weil das Unternehmen das günstigste Angebot abgegeben hatte.
Das Ergebnis: Schon nach wenigen Wochen wieder Probleme mit den Lohnzahlungen – ein klarer Hinweis darauf, dass die Vergabepraxis der Bezirksregierung Münster erneut fehlgeschlagen ist.
Kötter ist kein Neuling – aber alte Probleme kehren zurück
Die Firma Kötter Aviation Security ist in der Luftsicherheitsbranche kein Unbekannter.
Kötter war jahrelang an mehreren Verkehrsflughäfen tätig, insbesondere in NRW an den Flughäfen Köln/Bonn und Düsseldorf, wo das Unternehmen in der Fluggastkontrolle eingesetzt war.
Aufgrund veränderter wirtschaftlicher Rahmenbedingungen und gestiegener Kosten hatte Kötter diese Aufträge schließlich aufgegeben.
Derzeit ist Kötter u. a. auch am Frachtzentrum von UPS am Flughafen Köln/Bonn tätig und seit dem 01. Juli 2024 auch am Flughafen Berlin Brandenburg (Personal- und Warenkontrollen, Zugangskontrollen sowie Streifengänge).
Dass sich nun auch an den Standorten Dortmund und Paderborn/Lippstadt bereits nach kurzer Zeit Zahlungsprobleme zeigen, lässt Zweifel an der Zuverlässigkeit des Unternehmens aufkommen.
Billigvergabe auf Kosten der Beschäftigten
Die Bezirksregierung Münster trägt in dieser Situation eine besondere Verantwortung.
Wer sicherheitsrelevante Aufgaben an private Firmen vergibt, muss auch Sicherheits- und Zuverlässigkeitsstandards gewährleisten – und das betrifft nicht nur die Arbeit am Flughafen, sondern auch den verantwortungsvollen Umgang mit den Beschäftigten.
Stattdessen wird nach dem Motto „billigster Anbieter gewinnt“ vergeben.
In der Folge werden Arbeitsstunden reduziert, die Personalkosten gedrückt, und die Beschäftigten leiden unter den Folgen.
Aktuell sind alle Beschäftigten an den Standorten Dortmund und Paderborn bei Kötter nur noch in Teilzeit tätig, weil die Stundenanforderungen für die Aufgaben von der Bezirksregierung von Jahr zu Jahr weiter reduziert wurden.
Wenn ein Sicherheitsunternehmen – wie Kötter – nicht einmal ein halbes Dutzend Beschäftigter ordnungsgemäß vergüten kann, zeigt das, wie schief die Situation in der Luftsicherheitsbranche mittlerweile ist.
Die Bezirksregierung Münster verursacht durch die immer weitere Kürzung der Stundenanforderungen für die Aufgabe selbst,
dass die Beschäftigten nur noch in Teilzeit tätig sind.
Damit schafft der Auftraggeber Rahmenbedingungen, die Teilzeitbeschäftigung erzwingen und Kosten auf dem Rücken der Beschäftigten einsparen. Diese Vorgehensweise ist nicht nur sozial fragwürdig, sondern auch sicherheitsrelevant, denn wer in der Luftsicherheit ständig den Rotstift ansetzt, spart letztlich an der falschen Stelle.
Doppelte Standards – wenn Beschäftigte sofort sanktioniert werden, Kötter aber nicht
Wenn Beschäftigte vermeintlich Fehler machen, wird sofort reagiert:
Es drohen Abmahnungen, disziplinarische Maßnahmen oder gar arbeitsrechtliche Konsequenzen.
Doch umgekehrt, wenn das Unternehmen Kötter Aviation Security selbst seinen Pflichten gegenüber den Beschäftigten nicht nachkommt – etwa durch falsche oder ausbleibende Lohnzahlungen – dann scheint nichts zu passieren.
Diese ungleiche Behandlung ist nicht nur ungerecht, sondern auch respektlos gegenüber den Menschen, die Tag für Tag Verantwortung für die Sicherheit an den Flughäfen tragen.
Ein Unternehmen, das Zuverlässigkeit von seinen Mitarbeitern verlangt, muss diese Zuverlässigkeit auch selbst vorleben.
Anmerkung:
Die Beschäftigten an den beiden Flughäfen Dortmund und Paderborn sind der Niederlassung am Flughafen Köln/Bonn zugeordnet. Für die dort eingesetzten Mitarbeiter ist somit Kötter-Niederlassungsleiter Miko Weber verantwortlich.
Bezirksregierung muss handeln!
Die aktuellen Vorgänge bei Kötter sind kein Einzelfall, sondern ein Symptom für eine fehlgeleitete Ausschreibungspraxis.
Wer öffentliche Sicherheitsaufträge immer wieder nach dem billigsten Preis vergibt, darf sich über mangelnde Zuverlässigkeit und wiederkehrende Missstände nicht wundern.
Die Bezirksregierung Münster muss unverzüglich handeln:
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Den Schaden für die Beschäftigten umgehend korrigieren
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Auf die sofortige Auszahlung der ausstehenden Löhne drängen
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Dafür sorgen, dass bei zukünftigen Ausschreibungen nicht allein der Preis, sondern auch Zuverlässigkeit und Seriosität der Anbieter maßgeblich sind
Denn Sicherheit beginnt bei denen, die sie täglich gewährleisten – den Beschäftigten vor Ort.
Die Luftsicherheitsaufgaben gehören nicht in die Hände von profitorientierten privaten Sicherheitsunternehmen!