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von Özay Tarim ver.di Gewerkschaftssekretär
Luftsicherheitsbranche: 2025 im Rückblick – Tariferfolge erkämpft und durchgesetzt, Angriffe auf Beschäftigte nehmen zu.
Das Jahr 2026 wird ein herausforderndes Arbeitskampfjahr!
Ein weiteres Jahr mit Arbeitskämpfen, betrieblichen Konflikten und unzuverlässigen profitorientierten privaten Sicherheitsfirmen neigt sich dem Ende zu.
Das Jahr 2025 war für die Beschäftigten in der Luftsicherheitsbranche erneut ein bewegtes, arbeitsintensives und in vielerlei Hinsicht aufschlussreiches Jahr. Es gab wichtige Erfolge, aber auch Entwicklungen, die uns weiter Sorgen machen und deutlich zeigen, dass die strukturellen Probleme der Branche noch lange nicht gelöst sind.
Tariferfolge erkämpft und durchgesetzt!
Positiv hervorzuheben ist zunächst der erfolgreiche Abschluss des Lohn- und Manteltarifvertrags in 2025. Gemeinsam mit den Beschäftigten ist es gelungen, spürbare Lohnerhöhungen sowie verbesserte Regelungen (wie zum Beispiel beim Mehrarbeitszuschlag) durchzusetzen. Diese Tariferfolge waren notwendig und ein wichtiges Signal. Sie sind ein klares Zeichen dafür, dass sich Arbeitskampf, gewerkschaftlicher Einsatz und solidarischer Zusammenhalt lohnen, gerade in einer Branche mit hoher Verantwortung und enormer Belastung.
Gleichzeitig dürfen diese Erfolge nicht darüber hinwegtäuschen, dass die grundlegenden Probleme in der Luftsicherheitsbranche weiter bestehen. An mehreren Flughäfen erleben wir derzeit Entwicklungen, die die Arbeitsbedingungen verschlechtern und die Beschäftigten zusätzlich unter Druck setzen.
Hier folgen einige Beispiele dazu:
Kostensenkung statt Verantwortung: Das sogenannte Frankfurter Modell (Neue Welt)!
Am Flughafen Köln/Bonn wird derzeit das sogenannte Frankfurter Modell (Neue Welt) als angeblich neue, moderne Lösung präsentiert. Tatsächlich handelt es sich dabei aus unserer Sicht um ein reines Kostensenkungsprogramm auf dem Rücken der Beschäftigten. Der Staat zieht sich aus seiner Steuerungs- und Organisationsverantwortung für die hoheitliche Aufgabe der Fluggastkontrolle zurück und überträgt diese auf die Flughafenbetreiber. Diese reduzieren in der Folge die Personalvorgaben für die beauftragten privaten Sicherheitsfirmen massiv. Die Konsequenz ist absehbar und bereits Realität: Personalabbau, Arbeitsverdichtung und steigender Druck auf die verbliebenen Beschäftigten. Das ist für uns einfach nur noch ein Missmanagement! Unser Kampf gegen diese Missstände am Flughafen Köln/Bonn wird in 2026 weiter gehen. Der Flughafenbetreiber und die private Sicherheitsfirma Securitas müssen diesen Irrweg sofort beenden!
Hire and Fire bei der DSW am Flughafen Düsseldorf: Der Drehtüreffekt!
Besonders drastisch zeigt sich die Situation seit Jahren am Flughafen Düsseldorf in der Fluggastkontrolle. Dort erleben wir ein systematisches “Hire-and-Fire-Prinzip”. Die von der Bundespolizei beziehungsweise dem Bundesinnenministerium beauftragte private Sicherheitsfirma DSW hat unter Aufsicht der Bundespolizei in den vergangenen Jahren über 600 Luftsicherheitsfachkräfte mit sachgrundlos befristeten Verträgen nach maximal zwei Jahren Beschäftigung entlassen. Gleichzeitig werden neue Kolleginnen und Kollegen eingestellt, oft über öffentlich finanzierte Maßnahmen wie Bildungsgutscheine, erneut mit sachgrundlos befristeten Arbeitsverträgen. Dieses Vorgehen bezeichnen wir zu Recht als Drehtüreffekt. Gegen diese Risikofirma haben wir deshalb eine Mahnwache durchgeführt.
Lohnkürzungen im Krankheitsfall als Disziplinierungsinstrument!
Hinzu kommt, dass Beschäftigte berichten, dass einzelne Sicherheitsfirmen im Krankheitsfall ohne vorherige Ankündigung unberechtigt Löhne kürzen. Wir bewerten dieses Vorgehen klar als Disziplinierungsinstrument, mit dem Beschäftigte bestraft werden sollen, die häufiger krank sind. Ein solches Verhalten ist inakzeptabel und zeigt, wie wenig Wertschätzung manchen Beschäftigten entgegengebracht wird.
Personal- und Warenkontrolle: Arbeitsbedingungen unter Druck – mehr Personal notwendig!
Auch in der Personal- und Warenkontrolle (PWK) besteht dringender Handlungsbedarf. In diesen Bereichen sind die Flughafenbetreiber Auftraggeber der privaten Sicherheitsfirmen und haben ebenfalls die Personalstärken reduziert. Die Folgen sind auch hier Arbeitsverdichtung und steigende Belastung für die Beschäftigten.
Rollstuhlservice am Flughafen Düsseldorf: Personalmangel, Leiharbeitnehmer und befristete Beschäftigung!
Im Rollstuhlservice am Flughafen Düsseldorf herrscht seit längerem akuter Personalmangel. Personallücken werden teilweise mit Leiharbeitnehmern überbrückt, während befristet Beschäftigte über Jahre hinweg in unsicheren Arbeitsverhältnissen gehalten und am Ende teilweise auf die Straße gesetzt werden. Wir fordern mit Nachdruck die Abschaffung sachgrundlos befristeter Arbeitsverträge in der gesamten Luftsicherheitsbranche. Die Beschäftigten brauchen sichere Arbeitsverhältnisse und echte Planungssicherheit.
Zwei-Klassen-Gesellschaft in der Fluggastkontrolle!
In der Fluggastkontrolle hat sich zudem eine Zwei-Klassen-Gesellschaft entwickelt. Die Anforderungen an die Fachkräfte werden kontinuierlich erhöht. Sobald jedoch Personalmangel herrscht, scheinen Vorschriften plötzlich keine Rolle mehr zu spielen. Fremdkräfte kommen ohne die erforderlichen Voraussetzungen und Qualifikationen zum Einsatz, wie zuletzt während der Herbstferien am Flughafen Düsseldorf. Auch dagegen haben wir mit einer Mahnwache, diesmal gegen die Bundespolizei, protestiert.
Frachtbereich: Hohe Belastung, wenig Aufmerksamkeit!
Ein oft übersehener Bereich ist die Luftsicherheit in der Fracht. Die Beschäftigten im Frachtbereich arbeiten unter besonders erschwerten Bedingungen, häufig in der Nacht, mit hohen körperlichen und psychischen Belastungen. Nachtarbeit, Zeitdruck und hohe Verantwortung gehören hier zum Alltag.
Trotz dieser Belastungen fehlt es auch in der Fracht an ausreichendem Personal, verlässlichen Arbeitszeiten und echter Wertschätzung. Die Anforderungen sind hoch. Auch hier gilt: Gute Luftsicherheit gibt es nur mit guten Arbeitsbedingungen. Die Beschäftigten im Frachtbereich brauchen mehr Schutz, bessere Planungssicherheit und gute Arbeitsbedingungen.
Diese beschriebenen Missstände in der Luftsicherheitsbranche und bei den unzuverlässigen privaten Sicherheitsunternehmen haben wir und werden wir auch weiterhin immer wieder klar benennen und auch öffentlich anprangern. Gemeinsam mit unseren ver.di-Betriebsratsmitgliedern und den Beschäftigten an den Flughäfen wird der Kampf für bessere Arbeitsbedingungen auch in 2026 ungebrochen weitergehen.
Arbeit an Heiligabend, Weihnachtstagen und Silvester 2025!
Weihnachten und Silvester 2025 stehen vor der Tür. Da das Sicherheits- und Servicepersonal an den Verkehrsflughäfen rund um die Uhr im Einsatz ist, sind Tage wie der heutige Heiligabend (24.12.2025), und Silvester (31.12.2025) ganz “normale” Arbeitstage. Daher haben wir diese Tage im Tarifvertrag Aviation für unsere Mitglieder gesondert geregelt. Demnach erhalten alle Kolleginnen und Kollegen, die an diesen beiden Tagen Dienst haben, zusätzliche Arbeitsbefreiungen.
Die tarifvertragliche Regelung dazu lautet wie folgt:
„Für die Arbeit an Heiligabend und Silvester wird je ein halber Arbeitstag bezahlte Freistellung gewährt. Für Vollzeitbeschäftigte wird der halbe Tag mit 4 Stunden berechnet, für Teilzeitkräfte entsprechend anteilig.“
Hinzu kommt noch: Für Arbeit an Heiligabend (24. Dezember) und Silvester (31.Dezember) ab 14 Uhr sowie für die Weihnachtstage (25./26. Dezember) haben wir einen Feiertags-Zuschlag in Höhe von 125 % durchgesetzt.
Tarifrunde für Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen nutzen – schließ Dich der Gewerkschaft ver.di an, werde Mitglied und kämpfe mit!
Die Arbeitgeber schenken uns nichts: bessere Arbeitsbedingungen müssen erkämpft werden! Das Jahr 2026 wird uns erneut die Möglichkeit bieten, mit den anstehenden Lohntarifverhandlungen die Arbeitsbedingungen in der Luftsicherheit durch gute Tarifverträge nachhaltig zu verbessern. Gute Tarifverträge und Arbeitsbedingungen können nur dann erreicht werden, wenn die Gemeinschaft der gewerkschaftlich organisierten Kolleginnen und Kollegen weiterhin wächst. Anfang 2025 ist es uns bereits gelungen, eine Lohnerhöhung erfolgreich durchzusetzen. Dieser Erfolg zeigt deutlich: Das geht nur, wenn sich die Beschäftigten in der Gewerkschaft organisieren und sich aktiv und solidarisch im Arbeitskampf für bessere Löhne und Arbeitsbedingungen einsetzen.
Unser gemeinsamer Kampf für weitere Lohnerhöhungen und Verbesserungen muss auch im Jahr 2026 konsequent fortgeführt werden. Tarifverträge in der Luftsicherheitsbranche gibt es nur mit einer starken Gewerkschaft – und diese Stärke entsteht ausschließlich durch engagierte ver.di Mitglieder!
Wir sagen Danke und zollen Respekt!
Wir bedanken uns ausdrücklich bei allen Betriebsratsmitgliedern und allen Beschäftigten, die sich Tag für Tag gemeinsam mit uns für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen einsetzen und dafür Stark machen! Insbesondere haben wir vor der starken Leistung unserer Kolleginnen und Kollegen großen Respekt, die jeden Tag unter schwierigen bzw. schlechten Rahmen- und Arbeitsbedingungen für Luftsicherheit, Service und Qualität an den Verkehrsflughäfen sorgen.
Wir wünschen allen Kolleginnen und Kollegen und ihren Familien erholsame Feiertage und einen erfolgreichen sowie gesunden Start in das Jahr 2026!
Allen Kolleginnen und Kollegen, die an Heiligabend, Weihnachtstagen und Silvester (2025) Dienst haben, wünschen wir zudem stressfreies Arbeiten!
