von Özay Tarim ver.di Gewerkschaftssekretär
Herbstferien-Start am Flughafen Düsseldorf – viel Flickschusterei, wenig Qualität!
Am Freitag, den 10. Oktober 2025, habe ich als Gewerkschaftssekretär gemeinsam mit dem Betriebsratsvorsitzenden Fatih Kara von der Sicherheitsfirma Klüh Security GmbH die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten am Flughafen Düsseldorf in mehreren Bereichen überprüft und uns ein Bild aus Sicht der Kolleginnen und Kollegen gemacht.
Der Start in die Herbstferien war – wie von vielen Beschäftigten befürchtet – desaströs: lange Warteschlangen, technische Probleme, Arbeitsverdichtung und überlastete Fachkräfte prägten das Bild an einem der größten Flughäfen Deutschlands. Was wir vorgefunden haben, zeigt deutlich: Der Flughafen Düsseldorf hat ein massives Strukturproblem, das durch kurzfristige „Flickschusterei“ nur noch verschlimmert wird.
Nachfolgend unsere Bewertung für die einzelnen Bereiche:
Fluggastkontrollen: Personalmangel, Flickschusterei und Arbeitsverdichtung
BEM-Beauftragte und Gesundheitsmanagerin von der DSW blockiert Wannenrückführposition!
Im Bereich der Fluggastkontrollen, die von der privaten Sicherheitsfirma DSW (Deutscher Schutz- und Wachdienst) im Auftrag der Bundespolizei durchgeführt werden, herrschte erneut akuter Personalmangel. Schon eine Woche vor Ferienbeginn musste die DSW den Flughafenbetreiber um Unterstützung bitten – obwohl dieser gar keine qualifizierten Fachkräfte für diese sicherheitsrelevante Tätigkeit beschäftigt.
So wurden Beschäftigte des Flughafenbetreibers zu Hilfstätigkeiten an der sogenannten Wannenrückführposition eingesetzt – für einen Stundenlohn von rund 50 Euro. Am Freitag, den 10. Oktober, waren zudem Verwaltungsmitarbeiter und Schulungsteilnehmer der DSW an dieser Position im Einsatz, die natürlich keine 50 Euro pro Stunde erhielten. Unter ihnen befand sich auch die BEM-Beauftragte und Gesundheitsmanagerin Frau Jill Rock (DSW), die den Eindruck erweckte, tatkräftig mitanzupacken – tatsächlich aber das Gegenteil bewirkte. Gerade zu ihren Aufgaben würde es gehören, darauf zu achten, dass Beschäftigte entlastet werden und gesund arbeiten können. Statt ihnen die dringend benötigte Regenerationsposition wegzunehmen bzw. zu blockieren, müsste sie sich für verbesserte Arbeitsbedingungen und echte Entlastung einsetzen, damit die Kolleginnen und Kollegen ihre Gesundheit langfristig erhalten können. Der Einsatz von Verwaltungsmitarbeitern soll offenbar zeigen: Wir helfen mit. In Wahrheit ist es ein Beleg für die verfehlte Personalpolitik dieser Firma.
Denn: Die Wannenrückführposition gilt laut arbeitsmedizinischer Einschätzung als Regenerationsposition, auf der Fachkräfte ihre Konzentration kurzzeitig senken und sich von der hohen Belastung der Kontrolltätigkeit erholen können. Wird diese Position mit ungeschultem oder fachfremdem Personal (z. B. Verwaltungsbeschäftigten) besetzt, führt das nicht zu Entlastung, sondern zu Arbeitsverdichtung – mit klaren gesundheitlichen Risiken für die Beschäftigten.
Besonders kritisch: Bei der DSW stecken derzeit rund 400 Fachkräfte in befristeten Arbeitsverhältnissen. In den letzten drei Jahren hat das Unternehmen über 600 Sicherheitsbeschäftigte mit sicherheitsrelevantem Wissen nach Ablauf ihrer sachgrundlosen Befristung entlassen.
Wir fordern daher ein sofortiges Ende des Missbrauchs sachgrundlos befristeter Arbeitsverträge. In der Luftsicherheit hat Unsicherheit nichts zu suchen – wir brauchen unbefristete Beschäftigungsverhältnisse statt dauerhafte Fluktuation und Fremdpersonal.
Unsere Bewertung:
Erneut zeigt sich: In der Fluggastkontrolle herrscht Flickschusterei statt Verlässlichkeit.
Die DSW ist vertraglich verpflichtet, die von der Bundespolizei vorgegebenen Personalstärken jederzeit sicherzustellen – doch diese Verpflichtung wird regelmäßig verletzt.
Während Beschäftigte bei kleinsten Verstößen sofort Konsequenzen zu spüren bekommen, lässt man der DSW offenbar freie Hand. Es entsteht der Eindruck, dass wirtschaftliche Interessen schwerer wiegen als Sicherheitsstandards und die Gesundheit der Beschäftigten. Eine Sicherheitsfirma, die so agiert, ist längst gescheitert.
Rollstuhlservice: Unterbesetzt und überlastet
Auch im Rollstuhlservice, der von Klüh Security GmbH im Auftrag der Flughafengesellschaft betrieben wird, sind die Zustände alarmierend. Der anhaltende Personalmangel wird durch den Kostendruck des Flughafenbetreibers weiter verschärft – mit gravierenden Folgen für die Beschäftigten.
Vor wenigen Wochen haben 71 von 96 Rollstuhlbetreuern von Klüh Überlastungs- und Gefährdungsanzeigen eingereicht – ein deutliches Signal, dass es so nicht weitergehen kann. Doch statt nachhaltiger Lösungen greift man erneut zu Leiharbeit. Auch hier werden die Personallücken lediglich notdürftig gestopft.
Hinzu kommt, dass es im Rollstuhlservice weiterhin sachgrundlos befristete Arbeitsverträge gibt. Gemeinsam mit dem Betriebsrat haben wir die Geschäftsführung aufgefordert, diese Verträge umgehend zu entfristen. In einer Situation, in der ohnehin Personalmangel herrscht, ist der Einsatz befristeter Arbeitsverträge nicht nur unsinnig, sondern auch respektlos gegenüber den Beschäftigten.
Dieses Vorgehen ist weder nachhaltig noch fair gegenüber den Kolleginnen und Kollegen, die tagtäglich unter schwierigen Bedingungen Menschen mit eingeschränkter Mobilität betreuen.
Personal- und Warenkontrollen: Sicherheit zum Sparpreis
Auch im Bereich der Personal- und Warenkontrollen, die ebenfalls durch Klüh Security im Auftrag des Flughafens durchgeführt werden, zeigt sich das gleiche Muster.
Während der Corona-Zeit hat der Flughafenbetreiber aus Kostengründen die Personalanforderungen deutlich reduziert – und das, obwohl die Frequentierung längst wieder gestiegen ist.
Erst jetzt, mit Beginn der Herbstferien und nach den im Rahmen des EU-Audits festgestellten Sicherheitsmängeln, wurde die Personalanforderung zwischen 11 und 15 Uhr wieder auf Vorkrisenniveau angehoben.
Das reicht jedoch nicht aus.
Wir fordern eine dauerhafte Erhöhung der Personalstärke – Sicherheit darf nicht der Kostenoptimierung geopfert werden!
Bordkartenkontrolle: Belastung durch Priority-Lane
An den Bordkartenkontrollen, insbesondere auf dem Flugsteig C, geraten die Beschäftigten regelmäßig unter starken Druck und Stress.
Grund dafür ist die vom Flughafenbetreiber durchgesetzte Priority-Lane, die aus kommerziellen Gründen stets freigehalten werden muss. Dadurch stauen sich zu Stoßzeiten Fluggäste an einem einzigen Durchgang, während die Beschäftigten versuchen, den Andrang zu bewältigen.
Das Ergebnis: hohe Belastung, Stress und Unzufriedenheit, während der Flughafen gleichzeitig an der Priority-Lane verdient.
Auch hier gilt: Wirtschaftliche Interessen stehen klar über den Arbeitsbedingungen der Beschäftigten.
Technisches Versagen am Wochenende: Gepäckchaos inklusive
Am Samstag und Sonntag kam es zusätzlich zu technischen Problemen an der Gepäckförderanlage. Besonders am Sonntag, dem verkehrsstärksten Tag des Jahres, führte dies zu extrem langen Warteschlangen und Wartezeiten vor den Check-in-Schaltern – für die Beschäftigten bedeutete das puren Stress.
Einige Passagiere mussten sogar ohne ihr Gepäck abfliegen – laut Flughafenbetreiber sollen die Koffer nachgeliefert werden.
Ein weiteres Beispiel für die anhaltende Überforderung des Gesamtsystems Flughafen Düsseldorf.
Unser Blick
Die Beschäftigten am Flughafen Düsseldorf leisten unter schwierigen Arbeitsbedingungen Tag für Tag Herausragendes.
Ob bei der Fluggastkontrolle, im Rollstuhlservice, bei der Personal- und Warenkontrolle, an der Bordkartenkontrolle oder an den Check-in-Schaltern – überall halten engagierte Kolleginnen und Kollegen den Betrieb am Laufen, während der Flughafenbetreiber, die Bundespolizei und private Dienstleister auf Kostendruck, Befristungen und kurzfristige Notlösungen setzen.
Der Krankenstand von bis zu 20 Prozent spricht eine deutliche Sprache: Wer ständig unterbesetzt arbeitet, ohne ausreichende Erholungsphasen und mit immer neuen Zusatzaufgaben, wird krank.
Wir fordern:
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Schluss mit der Flickschusterei!
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Nachhaltige Personalplanung statt Notlösungen!
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Mehr Wertschätzung und Gesundheitsschutz für die Beschäftigten!
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Konsequenzen für Vertragsverletzungen der Sicherheitsfirma DSW – die Bundespolizei darf hier nicht länger wegsehen!
Nur mit ausreichend Personal, guten Arbeitsbedingungen und echter Wertschätzung kann der Flughafen Düsseldorf verlässlich funktionieren.
Schluss mit Kostendruck zu Lasten der Beschäftigten!