von Özay Tarim
BDLS-Mitgliedsunternehmen Deutscher Schutz- und Wachdienst
Flughafen Düsseldorf: Sicherheitskräfte in der Fluggastkontrolle leiden erneut unter schlechten Arbeitsbedingungen sowie erheblichem Personalmangel – wie im Jahr 2017!
Mit “Bleib-Gesund-Prämien” und Fremdpersonaleinsatz sollen zu Herbstferienbeginn die Personallücken gestopft werden!
Die LuftsicherheitsassistentInnen am Flughafen Düsseldorf hatten die Hoffnung, dass durch den Auftragswechsel zum 01. Juni 2020 endlich die Arbeitsbedingungen in der Fluggastkontrolle besser werden. Die Bedingungen beim Vorgängerdienstleister Kötter Aviation hatten schon den Beschäftigten viele Jahre zuvor einiges abverlangt. Der Höhepunkt der desaströsen Arbeitsbedingungen waren die Chaos-Tage im Jahr 2017. Die Situation damals war geprägt von extremen Arbeitsbelastungen, die u. a. durch erheblichen Personalmangel verursacht waren. Die Folge: hoher Krankenstand! Diesen Missstand quittierten die Beschäftigten konsequenterweise mit Überlastungsanzeigen!
Der Betriebsrat musste deshalb im Sommer 2017 die Bezirksregierung Düsseldorf einschalten, um den Arbeitgeber zur nachhaltigen Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu bewegen. Die Situation spitzte sich sogar soweit zu, dass die Bundespolizei durch eine sogenannte Ersatzvornahme weitere Sicherheitsunternehmen beauftragen musste, um die Fluggastkontrollen aufrechterhalten zu können. Zeitgleich waren daher im Sommer 2017 am Flughafen Düsseldorf insgesamt 5 Sicherheitsunternehmen für die Durchführung der Fluggastkontrollen zuständig. Das Unternehmen Kötter mit seinem damaligen Geschäftsführer, Peter Lange (nach wie vor in gleicher Funktion jetzt bei DSW), war nicht in der Lage, die Sicherheitskontrollen aus eigener Kraft zustemmen.
Kötter musste dann – wie bekannt – später aufgeben und den Auftrag mit dem Beschaffungsamt des Bundesinnenministeriums auflösen. Wie ein Déjà-vu-Erlebnis wiederholen sich jetzt die Abläufe aus dem Jahr 2017. Mit der Auftragsübernahme vom DSW im Juni 2020 versprach der gleiche Geschäftsführer Peter Lange in seiner neuen und alten Funktion, dass alles besser werden würde. DSW wäre so gut vorbereitet, dass die für bessere Arbeitsbedingungen erforderliche Personalausstattung in der Ausschreibung einkalkuiert worden sei, so der Geschäftsführer. Nie wieder sollten Probleme in der Fluggastkontrolle am Flughafen Düsseldorf entstehen. Pustekuchen! Nichts von alledem ist tatsächlich eingetroffen. Noch nicht einmal hat DSW bis heute geschafft, die Beschäftigten vollständig mit adäquater Dienstkleidung auszustatten. Auch dieser Sicherheitsdienstleister muss nun erneut auf Fremdpersonal zurückgreifen und Sonderprämien für bestimmte Arbeitstage ausrufen, um die vorhandenen Personallücken zur Herbstferienzeit zu stopfen. Diese Maßnahmen zeigen deutlich, wie krachend DSW mit seiner Personalpolitik von Anfang an gescheitert ist. Die Pandemiebedingungen sind ebenfalls keine Ausrede, denn aufgrund der steigenden Impfzahlen war ein Anstieg des Passagieraufkommens vorhersehbar. Auch dieser Arbeitgeber bestätigt somit, dass er nicht in der Lage ist diesen hoheitlichen Auftrag des Staates (Anti-Terrormaßnahme) aus eigener Kraft zu stemmen. Schon in den letzten Wochen wurden die Missstände in der Fluggastkontrolle am Flughafen Düsseldorf immer wieder öffentlich sichtbar. Selbst Schüler, die erst seit 4 Tagen eine Ausbildung zum Luftsicherheitsassistenten absolvieren, werden in den Herbstferien am Flughafen Düsseldorf in der “Wannenrückführposition” eingesetzt. Sogar eine Schulungsmaßnahme von qualifizierten Sicherheitskräften wurde für Freitag (08.10.2021) gestrichen, sodass inklussive der Ausbilder alle 15 Luftsicherheitskräfte plus Verwaltungsmitarbeiter in der Fluggastkontrolle zum Einsatz kommen werden. Das bedeutet, dass bis auf den “Hausmeister” alle verfügbaren Personen zum Einsatz gebracht werden. Dieses Tablo zeigt das vollkommene Personaldesaster des DSW-Geschäftsführers Peter Lange.
Letzte Woche haben die DSW-Beschäftigten mit einer Protest-Aktion im Flughafen-Terminal sehr eindrucksvoll ihren Unmut über die schlechten Rahmen- und Arbeitsbedingungen in der Luftsicherheit zum Ausdruck gebracht. Mit Transparenten wie “Schluss mit Überlastung” sowie “Keine Kostenspiele zu Lasten der Gesundheit von Beschäftigten in der Luftsicherheit” haben unsere Kolleginnen und Kollegen deutlich gemacht, dass die Arbeitsbedingungen in der Fluggastkontrolle dringend verbesserungsbedürftig sind. Aufgrund ähnlicher schlechter Arbeitsbedingungen an anderen Verkehrsflughäfen werden sich beispielsweise auch die Securitas-Luftsicherheitskräfte vom Flughafen Hannover unter dem Motto “Schluss mit Überlastung! Es ist 5 nach 12 Uhr” am Freitag (08.10.2021) unserer Protest-Aktion anschließen.
Letzte Woche überreichten nach der Protest-Aktion einige Sicherheitskräfte dem Arbeitgeber eine Überlastungs- bzw. Gefährdungsanzeige. Hintergrund ist der Personalmangel, der zuletzt immer wieder Grund für lange Schlangen vor den Sicherheitskontrollen war. DSW war wiederholt nicht in der Lage, die von der Bundespolizei eingeforderte Personalstärke zu stellen. Es fehlten in der Spitze bis zu 100 Sicherheitskräfte. Der Personalmangel führt zwangsläufig zur hohen Arbeitsbelastung bei unseren Kolleginnen und Kollegen. Aktuell liegt der Krankenstand bei über 20 Prozent! Nach den nun eingereichten Überlastungsanzeigen kam es für die Beschäftigten zu einer überraschenden Entwicklung. Verkehrte Welt beim Auftraggeber sowie bei der Sicherheitsfirma. Die Bundespolizei hatte wohl angewiesen, die Sicherheitskräfte wegen der Überlastungsanzeige von ihren hoheitlichen Luftsicherheitsaufgaben abzuziehen. DSW nahm dann auch tatsächlich diese Kolleginnen und Kollegen von der Kontrollstrecke und suspendierte sie. In einem Arbeitgeber Aushang dazu, kündigte sogar der Geschäftsführer Peter Lange an, dass diese Beschäftigten eventuell nicht mehr dem Anforderungsprofil für die Luftsicherheitsaufgabe entsprechen würden. Für uns ist dieser einmalige Vorgang absolut inakzeptabel. Die Opfer werden zur Abschreckung zu Tätern gemacht. Der Auftraggeber müsste eher DSW suspendieren bzw. sanktionieren. Denn dieser Arbeitgeber ist selbst nicht in der Lage, seinen Auftrag zu erfüllen. Wenn unsere Kolleginnen und Kollegen so in der Fluggastkontrolle arbeiten würden, wie die DSW-Geschäftsführung agiert, wären sie längst vor die Tür gesetzt worden. DSW darf aber bisher ohne Konsequenzen am Flughafen weitermachen. Wieviele Verfehlungen darf sich so ein Sicherheitsunternehmen noch erlauben? Unmittelbar nach den Suspendierungen unserer Kolleginnen und Kollegen haben wir das Bundesinnenministerium sowie die Bundespolizei aufgefordert, auf DSW einzuwirken und die Beschäftigten umgehend in der Fluggastkontrolle wieder einzusetzen. Wenige Stunden später setzte tatsächlich auch ein Umdenken ein, und die Beschäftigten durften wieder an ihre Arbeitsplätze zurück. Die Überlastungsanzeige geht aus dem Arbeitsschutzgesetz hervor, und verpflichtet sogar die Beschäftigten auf Missstände hinzuweisen sowie diese dem Arbeitgeber gegenüber anzuzeigen. Verantwortlich für diese Personalmiesere ist DSW. Knapp 100 krankheitsbedingte Kündigungen wurden scheibchenweise von November 2020 bis jetzt ausgesprochen. Kolleginnen, die sich vor dem Arbeitsgericht erfolgreich gegen die DSW-Kündigungen gewehrt haben, werden trotz Frauenmangels in der Fluggastkontrolle nicht zum Einsatz gebracht. Auch könnten die bis zum Frühjahr 2021 befristet Beschäftigten, die nur wegen der Kurzarbeit keine Vertragsverlängerung erhalten hatten, jetzt wieder eingestellt.
Anmerkung: Jetzt zum Herbstferienbeginn, wo auch die Medien genau hinschauen, gibt es plötzlich wieder mehr Geld (Bleib-Gesund-Prämien), mehr (Fremd-) Personaleinsatz und sogar belegte Brötchen! Geld scheint bei diesen Arbeitgebern kein Problem zu sein. Wir werden in der bevorstehenden Lohntarifrunde gerne daran erinnern!!!
Diese Maßnahmen lösen keine Personalprobleme, sondern verlangern bzw. schieben sie nur weiter auf. Wir wollen keine Bleib-Gesund-Prämien oder Fremdpersonaleinsatz, sondern bessere Arbeitsbedingungen sowie ausschließlich eigenes Personal am Flughafen Düsseldorf!
Keine Kostenspiele zu Lasten der Gesundheit von Beschäftigten in der Luftsicherheit!