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von Özay Tarim ver.di Gewerkschaftssekretär
Flughafen Köln/Bonn: Missmanagement und Personalabbau in der Fluggastkontrolle!
“Frankfurter Modell – Neue Welt“ in der Luftsicherheit entpuppt sich als Irrweg!
Beschäftigte von der Sicherheitsfirma Securitas verlangen von der Betriebsversammlung am 23.12.2025 endlich Klarheit – Schluss mit der scheibchenweisen Informationspolitik!
Am Flughafen Köln/Bonn spitzt sich die Situation in der Fluggastkontrolle weiter zu. Die Sicherheitsfirma Securitas hatte bereits Ende Oktober 2025 angekündigt, Personal abbauen zu müssen. Begründet wird dies mit dem neuen Auftrag und veränderten Vertragsbedingungen durch den Flughafenbetreiber. Der Flughafenbetreiber will offensichtlich die Standortkosten senken und in diesem Zuge viel weniger Personal bei der Firma Securitas für die Durchführung der Fluggastkontrollen anfordern.
Für uns als ver.di NRW ist damit eingetreten, wovor wir seit Langem warnen: Das sogenannte Frankfurter Modell, auch „Neue Welt“ genannt, verschlechtert die Arbeitsbedingungen und bedroht vor allem die Arbeitsverhältnisse der Beschäftigten in der Luftsicherheit. Der Flughafenbetreiber als neuer Auftraggeber für die Fluggastkontrollen schafft neue technische Anlagen an und kürzt gleichzeitig drastisch die Personalanforderungen bei der Sicherheitsfirma Securitas.
Hoheitliche Aufgabe in falschen Händen
Die Durchführung von Luftsicherheitskontrollen ist eine hoheitliche Aufgabe des Staates. Bisher war das Bundesinnenministerium beziehungsweise die Bundespolizei Auftraggeber der privaten Sicherheitsunternehmen. Zwar wurde diese Aufgabe regelmäßig öffentlich ausgeschrieben, die Steuerungs- und Organisationsverantwortung lag jedoch beim Staat.
Am Flughafen Köln/Bonn ist nun erstmals etwas grundlegend anders gelaufen. Die letzte Ausschreibung wurde nicht mehr durch das Beschaffungsamt des Bundesinnenministeriums vorgenommen, sondern durch den Flughafenbetreiber selbst. Möglich wurde das durch die Übertragung der Verantwortung im Rahmen des Frankfurter Modells. Genau dieses Modell kritisieren wir als ver.di NRW seit Jahren. Es verlagert staatliche Verantwortung, erhöht den Kostendruck und geht am Ende zu Lasten der Beschäftigten.
Personalabbau ohne verbindliche Angaben verunsichert die Belegschaft
Am 31.10.2025 informierte Securitas die Belegschaft erstmals darüber, dass aufgrund des neuen Auftrags ein Personalabbau unumgänglich sei. Wie dieser konkret aussehen soll, blieb aber zu diesem Zeitpunkt offen. Sechs Wochen lang herrschte dann Unklarheit.
Erst am 18.12.2025 folgte eine weitere Mitarbeiterinformation. Doch auch sie bringt keine echte Klarheit. Stattdessen kündigt Securitas ein sogenanntes Freiwilligenprogramm an, um den Personalabbau einzuleiten.
Freiwilligenprogramm mit entscheidendem Haken
Grundlage des Freiwilligenprogramms ist eine Betriebsvereinbarung zwischen Securitas und der betrieblichen Interessenvertretung. Darin sind Abfindungen für Beschäftigte vorgesehen, die das Unternehmen verlassen.
Was in der Securitas Mitarbeiterinformation vom 18.12.2025 jedoch deutlich wird, ist der entscheidende Punkt in § 2 dieser Vereinbarung geregelt. Das Freiwilligenprogramm folgt dem Prinzip der sogenannten “doppelten Freiwilligkeit”. Das bedeutet: Nicht nur die Beschäftigten entscheiden, ob sie gehen wollen, sondern auch Securitas entscheidet völlig frei, mit wem tatsächlich eine Abfindungsvereinbarung abgeschlossen wird. Einen Anspruch gibt es für die Beschäftigten nicht.
Securitas kann damit allein festlegen, wie viele Beschäftigte berücksichtigt werden und wer überhaupt eine Abfindung erhält. Für die Belegschaft bedeutet das keine Sicherheit, sondern zusätzliche Verunsicherung.
Gesetzliche Beteiligungsrechte der SBV missachtet
Besonders schwer wiegt, dass die Firma Securitas die betriebliche Schwerbehindertenvertretung über die geplanten Personalabbaumaßnahmen nicht ordnungsgemäß unterrichtet und beteiligt hat. Eine offizielle Information gemäß § 178 Abs. 2 SGB IX ist nicht erfolgt.
Es reicht ausdrücklich nicht aus, wenn die Schwerbehindertenvertretung lediglich über den Betriebsrat von diesen Plänen erfährt. Das Gesetz verpflichtet den Arbeitgeber zu einer frühzeitigen und unmittelbaren Beteiligung der SBV. Auch hier zeigt sich ein respektloser Umgang mit gesetzlichen Beteiligungsrechten und mit besonders schutzbedürftigen Beschäftigten.
Personalabbau ist offensichtlich nicht das Ende
Wer die Mitarbeiterinformation vom 18.12.2025 aufmerksam liest, erkennt schnell, dass das Freiwilligenprogramm nur ein erster Schritt ist. Neben dem Abbau von Arbeitsplätzen ist auch eine Reduzierung des Vertragsstundenvolumens geplant. Zudem soll es laut Securitas Änderungen in der Dienstplanung geben.
Was das konkret bedeutet, bleibt offen. Wieder einmal werden die Beschäftigten mit Andeutungen abgespeist. Verbindliche Informationen fehlen weiterhin.
Es muss endlich Schluss sein mit der scheibchenweisen Informationspolitik. Die Beschäftigten verlangen klare Antworten auf zentrale Fragen:
Wie viele Beschäftigte sollen verbindlich über das Freiwilligenprogramm mit Abfindungen berücksichtigt werden?
Wie wird die Auswahl der möglichen Freiwilligen erfolgen?
Was bedeutet konkret eine Reduzierung des Vertragsstundenvolumens?
Und mit wie vielen Beschäftigten plant Securitas tatsächlich, den neuen Auftrag in der Fluggastkontrolle am Flughafen Köln/Bonn durchzuführen?
Das sind zentrale und entscheidende Fragen, die von der Geschäftsführung von Securitas auf der morgigen Betriebsversammlung (23.12.2025) zwingend beantwortet werden müssen.
Realität am Flughafen Köln/Bonn: Personalmangel statt Überbesetzung
Die Ankündigung von Personalabbau steht in krassem Widerspruch zur Realität am Flughafen Köln/Bonn. Schon jetzt reicht die aktuelle Personalstärke nicht aus, um die Fluggastkontrollen ordnungsgemäß durchzuführen. Lange Warteschlangen zu den Stoßzeiten vor den Sicherheitskontrollen im Terminal 1 sind längst Alltag.
In den vergangenen Tagen musste Securitas immer wieder improvisieren, um die vorhandenen Personallücken zu schließen. Verwaltungsmitarbeiter von Securitas wurden in der Fluggastkontrolle eingesetzt. Seit dem 18.12.2025 müssen sogar Beschäftigte von Securitas vom Flughafen Frankfurt am Main in Köln unterstützen.
Gleichzeitig werden Beschäftigte an ihren freien Tagen zu Hause angerufen, mit der Bitte, auf ihre freien Tage zu verzichten und zusätzlich zur Arbeit zu kommen. Befristet Beschäftigte erleben, dass ihre Verträge nicht verlängert werden sollen, während externe Kräfte eingesetzt werden, um Personallücken zu stopfen. Dieses Missmanagement am Flughafen Köln/Bonn ist für niemanden mehr nachvollziehbar.
Belastung für die Beschäftigten wächst
Diese widersprüchlichen Maßnahmen, die scheibchenweise Informationspolitik und die permanente Unsicherheit belasten die Beschäftigten massiv. Viele berichten von wachsendem Druck, Frust und gesundheitlichen Folgen. Das ist inakzeptabel.
Auch der Flughafenbetreiber trägt hierfür Verantwortung. Er wollte mit dem Frankfurter Modell angeblich mehr Verantwortung übernehmen. Tatsächlich erleben wir ein reines Kostensenkungsprogramm auf dem Rücken der Beschäftigten.
Unsere Forderung bleibt klar
Wir als ver.di NRW fordern weiterhin unmissverständlich: Die Personalabbaumaßnahmen müssen sofort beendet werden. Es wird mehr Personal gebraucht, nicht weniger. Luftsicherheit darf nicht zum Spielball von Kostenkalkulationen werden.
Die hoheitliche Aufgabe der Luftsicherheitskontrollen gehört in staatliche Verantwortung. Nur so lassen sich verlässliche und bessere Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten gewährleisten.
Die Betriebsversammlung morgen (23.12.2025) muss endlich verbindliche Antworten liefern. Die Beschäftigten haben ein Recht auf Klarheit.
