Unsichere Arbeitsverhältnisse in der Luftsicherheitsbranche: Ein Weckruf für NRW!

Özay Tarim

von Özay Tarim ver.di Gewerkschaftssekretär

Teilzeit und Befristung als unsichere Arbeitsverhältnisse in der Luftsicherheitsbranche: Ein Weckruf für NRW!

Insbesondere Frauen vor hoher Belastung schützen

Die Luftsicherheitskontrollen sind ein zentraler Bestandteil der Sicherheitsinfrastruktur an Verkehrsflughäfen. Doch was auf den ersten Blick als ein Ort sicherer Arbeitsplätze erscheint, entpuppt sich für viele Beschäftigte als problematisch. Unsere Kolleginnen und Kollegen sind mit realen Herausforderungen konfrontiert, die ihre Situation alles andere als sicher erscheinen lassen.

Die Beschäftigten beispielweise bei der Sicherheitsfirma DSW am Flughafen Düsseldorf werden ausschließlich in Teilzeit und mit befristeten Arbeitsverträgen eingestellt. Aktuell sind dort über 400(!) befristet Beschäftigte in der Fluggastkontrolle tätig, die u. a. auch in Teilzeit arbeiten. Bei anderen Sicherheitsfirmen an den NRW-Flughäfen Dortmund (I-Sec), Köln/Bonn (Securitas), Paderborn (STI) und Weeze (I-Sec), die u. a. auch für die Durchführung von Fluggastkontrollen verantwortlich sind, sieht es nicht besser aus. Diese Situation ist nicht nur unhaltbar, sondern auch inakzeptabel.

Teilzeit und Befristung: Diese Arbeitsverhältnisse dürfen niemals zur “Normalität” werden

In der Luftsicherheitsbranche (besonders in der Fluggastkontrolle) haben sich leider Teilzeitarbeit und befristete Verträge zur Regel entwickelt. Diese Arbeitsverhältnisse schaffen Unsicherheiten für die Beschäftigten, die in einem von Stress und Verantwortung geprägten Umfeld arbeiten. Besonders in der Sicherheitskontrolle, wo präzises Arbeiten und Zuverlässigkeit gefordert sind, ist diese Unsicherheit fatal. Die betroffenen Beschäftigten haben kaum Planungssicherheit und sind oftmals finanziellen Belastungen ausgesetzt.

Aus unserer Sicht ist die sachgrundlose Befristung für viele Arbeitgeber nur ein Instrument, um die Beschäftigten länger in der “Probezeit” zu halten. Die Gründe dafür sind zum Beispiel:

Befristet Beschäftigte 

  • nehmen kaum ihre Rechte wahr oder
  • kommen sogar krank zur Arbeit, weil sie Angst haben, dass ihr Arbeitsvertrag nicht verlängert wird oder
  • nehmen ihre Streikrechte in den Tarifrunden nicht wahr. 

Diese oder weitere Gründe sind für Arbeitgeber eine “gute Möglichkeit”, um die Beschäftigten bis zu 2 Jahre an der kurzen Leine zu halten. 

Das Bundesinnenministerium oder aber auch die Bezirksregierungen in NRW – als Auftraggeber der Sicherheitsfirmen für die Fluggastkontrollen – tragen eine Mitverantwortung für diese Missstände. Öffentliche Aufträge dürfen nicht zur Schaffung instabiler Arbeitsbedingungen führen. Die Auftraggeber müssen sich ihrer Verantwortung nun endlich bewusst werden und dafür sorgen, dass faire und dauerhafte Arbeitsverhältnisse bei ihren Dienstleistern geschaffen werden. Stattdessen sehen wir eine Abwärtsspirale, in der der Druck auf die Beschäftigten stetig steigt. Einige Sicherheitsunternehmen hatten jahrelang nach dem sogenannten Hire-and-Fire Prinzip agiert: Personal wurde eingestellt – ein bis maximal zwei Jahre ohne Sachgrund befristet beschäftigt – dann wieder größtenteils ohne Begründung auf die Straße gesetzt, um dann erneut neue befristet Beschäftigte einzustellen (Drehtüreffekt). Diese von den Sicherheitsfirmen – aus unsere Sicht – künstlich verursachte Personalfluktuation könnte dazu führen, dass sicherrelevantes Wissen über die genauen Arbeitsabläufe an den Verkehrsflughäfen in die falschen Hände gelangen könnten. 

Bei so einer Vorgehensweise spielen auch die Kosten der Ausbildung/Qualifikation von Luftsicherheitsfachkräften eine sehr entscheidende Rolle für die Sicherheitsfirmen. Einige Tausend Euro kostet nämlich die Ausbildung und wird u.a. auch noch von der Bundesagentur für Arbeit mit sogenannten “Bildungsgutscheinen” finanziert. Für einige Arbeitgeber sind “Bildungsgutscheine” – wie in der Vergangenheit auch –  sehr lukrativ. Mit dem Instrument von sachgrundlos befristeten Arbeitsverhältnissen ist es für die Arbeitgeber sehr einfach, die Personalfluktuation hochzuhalten, um damit auch noch Geld zu verdienen. 

Mehr Frauen in der Sicherheitskontrolle dringend notwendig

Ein weiteres Problem, das in der Luftsicherheitsbranche drängt, ist die unzureichende Vertretung von Frauen. Leider sind nach wie vor Frauen in der Sicherheitskontrolle unterrepräsentiert. Dies führt immer öfter zu einer ungleichen Verteilung der Arbeitslast.

Die Folgen sind gravierend: Die wenigen Frauen, die in der Sicherheitskontrolle tätig sind, tragen häufig eine höhere Arbeitsbelastung. Diese Ungleichheit in der Verteilung der Arbeitslast kann zu Stress und gesundheitlichen Problemen führen. Wir als Gewerkschaft ver.di fordern von den Sicherheitsunternehmen dringend gezielt mehr Frauen einzustellen. Denn: Der Auftraggeber (z. B. Bundespolizei) verlangt von den Sicherheitsunternehmen ausreichend Personal zur Verfügung zustellen, damit jederzeit eine gleichgeschlechtliche Personenkontrolle durchgeführt werden kann.

Mantel- und Entgelttarifverhandlungen: Für Verbesserungen der Arbeitsbedingungen kämpfen

Die bevorstehenden Tarifverhandlungen bieten eine wichtige Gelegenheit für die Beschäftigten, ihre Stimme zu erheben und für bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen. Wir als Gewerkschaft ver.di setzen uns für eine umfassende Verbesserung der Arbeitsbedingungen ein. Die Beschäftigten müssen aber dafür zusammenstehen und sich in der Gewerkschaft ver.di organisieren. Nur durch Solidarität und vereinte Kräfte können wir bessere Arbeitsbedingungen an den Verkehrsflughäfen erreichen.

Wir fordern unter anderem:

  • Unbefristete Verträge: Die Arbeitsverhältnisse in der Luftsicherheitsbranche müssen unbefristet werden, um den Beschäftigten die nötige Sicherheit zu geben.
  • Gerechte Entlohnung: Die Bezahlung in der Luftsicherheitsbranche muss der Verantwortung und der Belastung der Beschäftigten gerecht werden.
  • Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Gute Rahmenbedingungen sind notwendig, um den Beschäftigten die Vereinbarkeit von Beruf und Familie überhaupt zu ermöglichen.
  • Mehr Frauen: Unternehmen müssen aktiv Maßnahmen ergreifen, um Frauen besonders in den Sicherheitskontrollen vor hoher Arbeitsbelastung zu schützen und die Geschlechterungleichheit endlich abzubauen.

Unsere Aufgabe als Gewerkschaft ver.di

Die Gewerkschaft ver.di spielt eine entscheidende Rolle im Kampf gegen unsichere Arbeitsverhältnisse. Wir setzen uns für die Rechte der Beschäftigten ein und stehen ihnen zur Seite, wenn es darum geht, ihre Ansprüche zu vertreten. Es ist wichtig, dass die Beschäftigten verstehen, dass sie nicht alleine sind. Nur durch eine starke und solidarische Gemeinschaft können wir Veränderungen bewirken und die Arbeitsbedingungen nachhaltig verbessern.

Wir rufen deshalb alle Beschäftigten in der Luftsicherheitsbranche auf, sich zu vernetzen und aktiv zu werden. 

Fazit

Die unhaltbare Situation in der Luftsicherheitsbranche, insbesondere in der Fluggastkontrolle, ist nicht länger hinnehmbar. Teilzeit- und befristete Arbeitsverhältnisse müssen der Vergangenheit angehören. Die Auftraggeber haben die Verantwortung für faire Arbeitsbedingungen zu sorgen. Zudem muss der Schutz von Frauen vor hoher Arbeitsbelastung in der Sicherheitsbranche eine zentrale Rolle spielen.

Die bevorstehenden Tarifverhandlungen bieten jetzt die Möglichkeit, die Stimme der Beschäftigten zu stärken und die Arbeitsbedingungen nachhaltig zu verbessern. Gemeinsam können wir für eine gerechtere und sicherere Arbeitswelt in der Luftsicherheitsbranche eintreten. 

Schluss mit Neueinstellungen ausschließlich in Teilzeit und mit sachgrundlos befristeten Arbeitsverträgen in der Luftsicherheitsbranche!