Flughafen Köln/Bonn

Securitas lehnt ver.di Teilnahme bei BV-Verhandlungen zur Kurzarbeit ab!

von Özay Tarim

BDLS Mitgliedsunternehmen Securitas Aviation

Securitas provoziert neuen Streit am Flughafen Köln/Bonn – ver.di soll von den Betriebsvereinbarungsverhandlungen zur Kurzarbeit ausgeschlossen werden!

Securitas lehnt Gewerkschaft ab

Die Geschäftsführung von Securitas hat sich wohl zum Ziel gesetzt, uns als Gewerkschaft im Betrieb am Flughafen Köln/Bonn ausschließen zu wollen. Der Betriebsübergang von Kötter Aviation zu Securitas ist erst wenige Tage alt und schon provoziert der neue Auftragnehmer für die Fluggastkontrollen einen neuen Streit mit der Interessenvertretung der Beschäftigten. Securitas lehnt die Teilnahme der Gewerkschaft an den Verhandlungen zur Fortführung der Betriebsvereinbarung für die Kurzarbeit ab. Demnach soll nur mit dem Betriebsrat verhandelt werden.

Seit Beginn der Pandemie mussten viele Sicherheitsunternehmen an den Verkehrsflughäfen Kurzarbeit beantragen. Gemeinsam mit den Betriebsräten wurden entsprechende Betriebsvereinbarungen zur Kurzarbeit vereinbart. Wir haben als Gewerkschaft unsere Betriebsratsmitglieder dabei immer begleitet und unterstützt. Daher ist es ein üblicher Vorgang, dass die Gewerkschaft auch an den Verhandlungen mit dem Arbeitergeber teilnimmt. Letztes Jahr hatten wir auch an den BV-Verhandlungen mit Securitas am Flughafen Köln/Bonn (Auftrag § 8 LuftSiG) teilgenommen. Jetzt kommt die Kehrtwende: Securitas will aber ab sofort ver.di von den Verhandlungen ausschließen! 

Immer wieder Ärger mit Securitas

Das Mitgliedsunternehmen des Arbeitgeberverbandes BDLS  hatte im April 2021 den Zuschlag für den Auftrag zur Durchführung der Personen- und Gepäckkontrollen (Fluggastkontrollen § 5 LuftSiG) am Flughafen Köln/Bonn erhalten. Infolgedessen löste bekanntlich Securitas am 01. Juli 2021 Kötter Aviation dort ab. Unmittelbar nach der Vergabeentscheidung im April 2021 verursachte Securitas bei der Belegschaft maximale Verunsicherung. Die Geschäftsführung stellte den gesetzlichen Betriebsübergang in Frage und wollte nicht alle Beschäftigten übernehmen. Dazu folgte sogar ein offener Konflikt zwischen Kötter und Securitas (beide BDLS-Mitglied). Daraufhin hatten wir den Auftraggeber (Bundesinnenministerium) eingeschaltet und aufgefordert auf Securitas einzuwirken. Letztendlich musste Securitas – nach öffentlichem Druck – einlenken und alle Beschäftigten mit ihren bisherigen Besitzständen sowie tarifvertraglichen Ansprüchen übernehmen und weiterbeschäftigen.

Securitas zeigt seit Pandemiebeginn wahres Gesicht

Bereits mit Beginn der Pandemie im März 2020 zeigte die Geschäftsführung von Securitas ihr wahres Gesicht. Wie heißt es nochmal so schön: In der Krise zeigt sich der Charakter. Dieser Arbeitgeber wollte zum damaligen Zeitpunkt für den Auftrag Personal- und Warenkontrollen (§ 8 LuftSiG) am Flughafen Köln/Bonn, der ebenfalls in der Zuständigkeit von Securitas liegt, Kurzarbeit einführen. Die Vorgehensweise vom Geschäftsführer Müller war dabei alles andere als seriös. Er setzte nämlich den Betriebsrat von Anfang an unter Druck, sprach Kündigungen aus und wollte die Betriebsvereinbarung zur Kurzarbeit einseitig aufzwingen. Der Betriebsrat sollte keine Verhandlungsspielräume erhalten. Das hatte nichts mit einem fairen Verhandlungsvorhaben zu tun. Vielmehr glich dieses Verhalten eher einem einseitigen Diktat!

Securitas-Werte: Ehrlichkeit, Aufmerksamkeit und Hilfsbereitschaft?!

Die Unternehmensgrundsätze sind in den “Werten und ethischen Grundsätzen von Securitas” festgelegt. Dieser Werte- und Ethikkodex umfasst ja angeblich wichtige Grundsätze, wie die Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen, einem Verständnis von Gleichbehandlung und Sozialpartnerschaft. Hört sich alles gut an, ist aber im Umgang mit den Beschäftigten, Betriebsräten und der Gewerkschaft am Flughafen Köln/Bonn nicht wirklich erkennbar. Die Sozialpartnerschaft hat diese Geschäftsführung einseitig mit ihrem Verhalten bereits letztes Jahr gekündigt. Statt aus den Verfehlungen zu lernen, macht die Mannschaft von Geschäftsführer Müller genau so weiter, wie zu Beginn der Pandemie. Jetzt steht Securitas vor der gleichen Herausforderung wie 2020, eine Betriebsvereinbarung zur Kurzarbeit zu verhandeln. Dieses Mal muss für den neuen Auftrag (Fluggastkontrollen § 5 LuftSiG) eine BV Kurzarbeit her. Die aktuelle Betriebsvereinbarung, die noch mit Kötter Aviation abgeschlossen wurde, läuft am 31. Juli 2021 aus.

Securitas will BV-Verhandlungen zur Kurzarbeit ohne Teilnahme von ver.di-Gewerkschaftssekretär

Unsere Betriebsratsmitglieder (§ 5 LuftSiG) haben richtigerweise Securitas unmittelbar mit Auftragsbeginn (01.07.2021) zu Verhandlungen zur Fortsetzung der BV Kurzarbeit aufgefordert. Es wurde schnell ein Termin für den 06. Juli 2021 vereinbart. Der Betriebsrat hatte letzte Woche dem Arbeitgeber dazu mitgeteilt, dass an den Verhandlungen auch der zuständige ver.di Gewerkschaftssekretär teilnehmen wird. Die schriftliche Antwort von Securitas folgte prompt und lautet: „Einer Teilnahme von Herrn Tarim (ver.di) können wir nicht zustimmen, da es sich um eine betriebsinterne Verhandlung einer Betriebsvereinbarung handelt”.

Kurz gesagt: Securitas macht mittlerweile aus ihrer Ablehnung gegenüber der Gewerkschaft keinen Hehl mehr!
Die Geschäftsführung glaubt wohl ernsthaft, dass man uns als Gewerkschaft aus den Verhandlungen fern halten kann. Wir werden nicht zulassen, dass Securitas erneut den Versuch startet, dem Betriebsrat eine Betriebsvereinbarung einseitig aufzuzwingen. Der Arbeitgeber-Entwurf zur BV-Kurzarbeit sieht nämlich keinerlei Aufstockungsleistungen und auch keine Arbeitsplatzgarantien für die Beschäftigten vor. Den Vorschlag unserer Betriebsratsmitglieder, die aktuelle Betriebsvereinbarung weiter fortzusetzen, hatte Securitas bereits im Vorfeld abgelehnt. Der Arbeitgeber bietet noch nicht einmal die gleiche Betriebsvereinbarung aus dem Bereich der Personal- und Warenkontrolle (§ 8 LuftSiG) an, die am gleichen am Flughafen den Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen bereits beinhaltet. Eins ist sicher, unsere Betriebsratsmitglieder werden nicht einfach auf dem Arbeitgeber-Papier ihre Unterschriften leisten, wenn nicht mindestens der Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen darin enthalten ist. 

Desaströses Arbeitgeber-Verhalten bei BV-Verhandlungen zur Kurzarbeit

Offenbar hat Securitas immer noch nicht das Ergebnis und die Folgen aus den Verhandlungen vom April 2020 verkraftet. Zur Erinnerung: Damals hatten wir als Gewerkschaft unsere Betriebsratsmitglieder (§ 8 LuftSiG) am Flughafen Köln/Bonn bei den BV-Verhandlungen begleitet und unterstützt. Gemeinsam mit dem BR konnten wir Aufstockungsleistungen und den Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen durchsetzen. Die endverhandelte Betriebsvereinbarung wurde dann auch nach mehreren Verhandlungsrunden – u. a. mit Beteiligung der damaligen Geschäftsführerin Frau Martinov und der Arbeitsdirektorin Frau Biesing – vom Betriebsrat unterschrieben. Weil in der  Betriebsvereinbarung augenscheinlich für die Beschäftigten wichtige Auftstockungsleistungen und Arbeitsplatzgarantien vereinbart waren, verweigerte im Anschluss Ober-Geschäftsführer Müller die Unterschrift des Arbeitgebers. Auch damals versuchte Geschäftsführer Müller im Nachhinein, nach seiner Unterschriftsverweigerung, den Betriebsrat in einem persönlichen Gespräch umzustimmen. Natürlich durfte der ver.di-Gewerkschaftssekretär nicht mit dabei sein. Dennoch musste Geschäftsführer Müller mit leeren Händen nach Berlin zurück reisen. Er hatte es nicht geschafft, den Betriebsrat umzustimmen und musste am Ende in der Einigungsstelle eine Betriebsvereinbarung akzeptieren, die den Beschäftigten längerfristige Arbeitsplatzgarantien zusicherte. Wahrscheinlich führte dieses Ergebnis auch mit dazu, dass Arbeitsdirektorin Frau Biesing ihren Platz frei machen musste. Auch die (damalige) Geschäftsführerin Frau Martinov nimmt jetzt eine andere Aufgabe im Unternehmen wahr. Sie ist nämlich in einer neuen Funktion als  Leiterin “Sales und Marketing” tätig.

Anmerkung: Auch bei dem Thema Urlaubsanspruch während der Kurzarbeit ist Securitas wortbrüchig geworden. In einer Videokonferenz wurde den Beschäftigten zunächst versprochen, dass die Urlaubstage nicht gekürzt werden. Später aber teilte der Arbeitgeber dem Betriebsrat mit, dass er sich nicht dran halten wird. 

Securitas-Geschäftsführung hat von Anfang an Vertrauen in der Belegschaft verspielt!